ICMA-Award – Internationale Trends in Print und Online
Dieser Artikel ist eine um einige Abbildungen erweiterte Fassung des Interviews, das in der Zeitschrift CP Monitor, Heft 3/2018 erschienen ist. Die Fragen stellte die Chefredakteurin von CP Monitor, Beatrice Monington West.
Der ICMA – International Corporate Media Award – geht zum neunten Mal an den Start. Einsendeschluss ist der 1. Oktober, aber es gibt eine Nachsendefrist bis zum 10. Oktober 2018. Wir sprachen mit dem Initiator Norbert Küpper über die Besonderheiten dieses Wettbewerbs und über Trends in der CP Branche.
CP Monitor: Vor acht Jahren haben Sie den ICMA-Award ins Leben gerufen. Schon damals war das Feld dicht besetzt. Weshalb noch ein Award?
Norbert Küpper: Wettbewerbe im Bereich Content Marketing sind meist auf ein Land oder einen Sprachraum beschränkt. Oft muss man auch Mitglied in einem Branchenverband sein, um mitmachen zu können. Meine Idee beim ICMA ist der Austausch kreativer Ideen auf internationaler Ebene durch einen unabhängigen Wettbewerb, an dem jeder ohne großen Aufwand teilnehmen kann. Der ICMA ist von jeher weltweit angelegt. 9.000 gedruckte Call for Entries werden jedes Jahr an Designer, CP-Spezialisten und Agenturen in aller Welt verschickt. Nach meiner Erfahrung sind Designer, Art-Directoren und Kunden dankbar für kreativen Input. Der ist auf internationalem Niveau noch besser zu bekommen als nur aus dem direkten Umfeld. Beim 8. ICMA hatten wir Teilnehmer aus 27 Ländern. Das Konzept funktioniert also.

Beispiel für einen Annual-Report aus Spanien: Mapfre ist einer der größten Versicherungskonzerne Spaniens. Bei diesem Jahresbericht wurden erstmals die ökonomischen Daten der Versicherung mit Angaben aus dem Bereich Corporate Social Responsibility kombiniert. Jury-Statement: Frisches, lebendiges Layout mit gelungener Farbigkeit und ausgefeilter Typografie. Das handliche Format erinnert an ein Schulheft. Alles zusammen wird in einem Taschen-Schuber mit Klettverschluss untergebracht. Das Beispiel zeigt, dass internationaler Input sehr anregend für die eigene Arbeit ist. Agentur: TAU Design, Spanien.
CP Monitor: Wie hat sich generell das Verhältnis digitaler und analoger Medien bei den Einreichungen entwickelt?
Norbert Küpper: Es gibt natürlich eine kontinuierliche Zunahme bei Online-, Crossmedia- und Social-Media-Einreichungen. Trotz dieses Trends bleiben Print-Einreichungen auf hohem Niveau. Bei B2B und B2C-Publikationen spielt Print weiterhin eine große Rolle. Ein Magazin zu blättern ist entspannter als die gleichen Inhalte auf einem digitalen Endgerät anzusehen. Da hat Print nach wie vor Vorteile, denn hier können Fotos und Texte optimal in ihrer Reihenfolge und Größe präsentiert werden.
Man muss beachten, dass Online eine Fülle von Endgeräten beinhaltet. Mehr als 50 Prozent der Nutzer von News-Websites greifen z.B. mit dem Smartphone darauf zu. Wenn man eine tolle Bildstrecke oder Foto-Reportage optimal fürs Smartphone aufbereiten will, wird man darum eher zu Bewegtbild übergehen und kann im Idealfall einen kleinen Spielfilm mit faszinierenden Bildern und Sound ablaufen lassen.

Mitarbeiter-Medien Print: Die Zeitschrift „Now“ der Firma Bayer ist nur DIN A 5 groß und wird auf Naturpapier gedruckt. Bereits im Vorjahr wurde sie beim ICMA mit Gold ausgezeichnet. Die Jury lobt die originelle Gestaltung und das sympathische Format. Inhaltlich und optisch: „Wow“. Agentur: Territory Content to Results, D.
Einen Rückgang gibt es in der Kategorie für Mitarbeiter-Medien. Hier wurden viele auf Online umgestellt und es ist für manche Firmen schwierig, der Jury einen Intranet-Zugang zu geben. Aber auch bei Mitarbeiter-Medien gibt es ein innovatives gedrucktes Magazin, das auch bei anderen Wettbewerben schon ausgezeichnet wurde: „Now“ der Firma Bayer. Im Format DIN A 5 und sehr lebendig gestaltet. Print lebt! kann man da nur sagen.

Die Jury des 8. ICMA (von links): Katharina Reitan, Media Training, Vienna; Meike Quentin, CEO, Das Amt, Kiel; Eberhard Wolf, Art-Director, Luxemburger Wort; Nadja Zobel, Art-Director, Mareverlag, Berlin; Michael Adams, Editorial-Design, Switzerland; Claudia Eustergerling, Claudia Eustergerling Design, Luxembourg; Christian Baun, Art-Director GreyWorks, Copenhagen; Ilga Tick, Creative Director, Gala, Hamburg; Pim Nap, Creative Director, Studio Piraat, The Hague. Jury-Mitglieder sind von der Bewertung der eigenen Arbeiten ausgeschlossen.

Eberhard Wolf, Nadja Zobel und Michael Adams bei der Jurierung der Buch-Kategorie.
CP Monitor: Wie setzt sich Ihre Jury zusammen und welche Kriterien gelten bei der Auswahl der Jurymitglieder?
Norbert Küpper: Die Jury hat neun bis zwölf Mitglieder. Der Frauenanteil sollte um die 50 Prozent liegen. In der Jury sind erfahrene Spezialisten für Corporate Medien und ICMA-Award Preisträger aus früheren Jahren. Die Jury sollte international besetzt sein. Im letzten Jahr kamen die Jury-Mitglieder aus Dänemark, Österreich, der Schweiz, Luxemburg, den Niederlanden und Deutschland. In diesem Jahr werden voraussichtlich noch Jurymitglieder aus Brasilien und Finnland hinzukommen.

Annual Report Print und Online: Sowohl mit dem Geschäftsbericht Print als auch Online setzt Merck den innovativen gestalterischen Weg des Vorjahres fort. Starke Farbigkeit, animierte Grafiken und plakative Gestaltung sind die Stichworte. Die Idee eines medienkonvergenten Design wird sehr gut umgesetzt. http://gb2016.merck.de/ Agentur: 3st Kommunikation GmbH.
CP Monitor: Sie sind gelernter Schriftsetzer, haben Design an der Fachhochschule Düsseldorf studiert und hatten dort auch viele Jahre einen Lehrauftrag. Wie hat sich aus Ihrer Sicht im digitalen Zeitalter die Typographie verändert, welche Rolle spielt sie heute?
Norbert Küpper: Die Situation hat sich in den letzten Jahren entscheidend verbessert, weil man individuelle Schriften auf Websites einbinden kann. Ein riesiger Markt für die Entwicklung von Corporate Fonts ist entstanden. Aber selbst wenn man diesen exklusiven Weg nicht gehen will, kann man aufgrund der unfassbar vielen neuen Fonts ein individuelles Erscheinungsbild kreieren. Das Stichwort ist medienkonvergentes Design. Alle Schriften, Farben und wesentliche Layout-Elemente werden in Print und Online eingesetzt, um ein unverwechselbares Design zu erzielen und die Marke oder Firma auf allen Kanälen wiedererkennbar zu machen.

Opel+ ist ein Zubehörkatalog, bei dem die praktische Anwendung von Zubehör in Form einer Foto-Reportage gezeigt wird. Agentur Hoffmann und Campe X, D
CP Monitor: Otto stellt nach 68 Jahren seinen Versandkatalog ein und die BMW Group ihre Kundenmagazine. Wie lange wird es aus Ihrer Sicht noch gedruckte Kundenmedien geben?
Norbert Küpper: Es gibt auch einen Gegentrend, zum Beispiel den Magalog. Der Katalog wird journalistisch angereichert und damit zum Magazin. Beim 7. ICMA wurde eine Reihe von Printkatalogen ausgezeichnet, unter anderem der Manufactum Warenkatalog, „Live ideas“ vom Möbelhersteller Contur einrichten, betreut von Hörger & Partner, „Opel+ Zubehör“, betreut von Hoffmann und Campe X.
Man sollte im Zeitschriften-Segment den Boom bei Neugründungen in Print nicht übersehen. Ich schätze in diesem Jahr werden allein in Deutschland 200 Zeitschriften neu gegründet. Das bedeutet: Print ist noch lange nicht am Ende.
Die Ausschreibung für den 9. ICMA finden Sie hier: www.icma-award.com Deadline ist der 1. Oktober 2018, es gibt eine Frist für späte einreichungen, bei der eine erhöhte Teilnahmegebühr erhoben wird.
Weitere nationale und internationale Preisträger aus dem 8. ICMA:

Annual Report Print: „Link“ ist der Name des Jahresberichts der Kulturstiftung des Kantons Thurgau. Der Umschlag ist relativ dick und die Bindung erfolgt nur durch ein schwarzes Plastikband, dass in der Mitte angebracht wurde. Die Jury meint: Sehr kreative, künstlerisch ausgefallene Präsentationsform. Agentur: Susanne Entres und Urs Stuber, CH

Annual Report Print: Der Geschäftsbericht der BVG – Berliner Verkehrsbetriebe – fügt sich perfekt ein in die Strategie, den Spirit des Unternehmens erlebbar zu machen. Der Bericht wirkt frech, selbstbewusst, Berlin like. Aus dem Jury-Statement: Dieser Bericht ist eine Explosion der Kreativität, eine überzeugende Zusammenstellung von Fakten, herausragend, wundervoll und selbstironisch aufbereitet. Agentur: Die Botschaft Communication GmbH, D.

Kundenzeitschriften B2C Online: Website: https://op.media OP Financial Group ist die größte Finanz-Service-Firma in Finnland. Die Website hat das Ziel zu informieren, zu erziehen und zu unterhalten. Die Navigation ist sehr übersichtlich. Videos und Infografiken gehören zum Stil dieser Website. Agentur A-Lehdet Oy, FIN.

Auch in Russland gibt es einen Trend zum Retro-Design. Die fünfziger Jahre liegen gerade im Trend. Zeitschrift Keyauto, Agentur Newmen, RU, Award of Excellence in der Kategorie Illustration.

Image-Broschüre: Die Ausschreibung eines Preises für nachhaltige Unternehmerschaft wird sehr expressiv gestaltet. Der Preis wird von der „Koning Willem I Stichting“ ausgeschrieben. Daher ist die Farbe des Königshauses – Orange – naheliegend. Diese strahlende Farbe wird von einem Königsblau begleitet. Die Typografie der Überschriften ist spielerisch, denn die Worte werden zerschnitten oder die Buchstaben werden über die Seite verteilt wie bei einem Spiel. Die Seitenzahlen werden ebenfalls als Spielelemte sehr groß platziert und senkrecht gestellt. Agentur: Studio Piraat, NL.