Wir starten ein neues Angebot: die ICMA Academy. Es sind in erster Linie Inhouse-Workshops. Dabei geht es um die Verbesserung von Konzept und Design und um kreatives Schreiben für Custom Medien und Zeitschriften.
ICMA Academy
Die ICMA Academy bietet derzeit zwei Seminare an:
1. Blattkritik und Inhouse-Seminare für Custom Media
Referent ist Norbert Küpper, der über langjährige Erfahrung in der Konzeption und Gestaltung von Custom Medien verfügt. Er hat unter anderem die Mitarbeiterzeitung der BASF Ludwigshafen und die Zeitung Aktiv der IW Medien in Köln neu gestaltet. Die BASF information hat eine Auflage von ca. 40.000 Exemplaren. Aktiv hat ca. 800.000 Auflage und richtet sich an Beschäftigte der Industrie.
Darüber hinaus bringt er seine Expertise in der Leseforschung ein. Er hat mehrere Studien zum Leserverhalten durchgeführt. Ergebnisse der Leseforschung aus dem Zeitungs- und Zeitschriftenbereich sind hier beigefügt.
Im Jahr 2022 war er Keynote-Speaker beim Jahrestreffen der SGKM – Schweizerische Gesellschaft für Kommunikations- und Medienwissenschaft. Sein Thema: The visual turn in newspaper journalism. Das Treffen fand an der Zürcher Hochschule der Künste statt.
Die Seminar-Inhalte werden individuell abgestimmt. Email: nkuepper@icma-award.com
2. Kreatives Schreiben
Die Referentin Katharina Reitan bietet Seminare zum Kreativität und Schreiben an. Sie ist seit vielen Jahren als freiberufliche Texterin, Journalistin, Trainerin und Vortragende tätig und verfügt über einen großen Erfahrungsschatz im Bereich Printmedien, Magazine und Online-Formaten. Als leitende Redakteurin hat sie mehrere Magazine bei ihrem Relaunch verantwortlich begleitet (Heftstruktur, Umsetzungsideen, modernere, plastischere Aufarbeitung von Themen). Unter anderem leitet sie Seminare zum Thema Konzeption und Gestaltung von Magazinen an der Werbe Design Akademie Innsbruck.
Die Seminar-Inhalte werden individuell abgestimmt. Email: katharinareitan@gmail.com
ICMA Academy · Blattkritik · Inhouse Seminare · Norbert Küpper
Blattkritik und Inhouse-Seminare für Custom Media
Referent ist Norbert Küpper, der über langjährige Erfahrung in der Konzeption und Gestaltung von Custom Medien verfügt. Er hat unter anderem die Mitarbeiterzeitung der BASF Ludwigshafen und die Zeitung Aktiv der IW Medien in Köln neu gestaltet. Die BASF information hat eine Auflage von ca. 40.000 Exemplaren. Aktiv hat ca. 800.000 Auflage und richtet sich an Beschäftigte der Industrie.
Darüber hinaus bringt er seine Expertise in der Leseforschung ein. Er hat mehrere Studien zum Leserverhalten durchgeführt. Ergebnisse der Leseforschung aus dem Zeitungs- und Zeitschriftenbereich sind hier beigefügt.
Im Jahr 2022 war er Keynote-Speaker beim Jahrestreffen der SGKM – Schweizerische Gesellschaft für Kommunikations- und Medienwissenschaft. Sein Thema: The visual turn in newspaper journalism. Das Treffen fand an der Zürcher Hochschule der Künste statt.
Die Seminar-Inhalte werden individuell abgestimmt. Email: nkuepper@icma-award.com
ICMA Academy · Kreatives Schreiben · Katharina Reitan
Kreatives Schreiben
Die Referentin Katharina Reitan bietet Seminare zum Kreativität und Schreiben an. Sie ist seit vielen Jahren als freiberufliche Texterin, Journalistin, Trainerin und Vortragende tätig und verfügt über einen großen Erfahrungsschatz im Bereich Printmedien, Magazine und Online-Formaten. Als leitende Redakteurin hat sie mehrere Magazine bei ihrem Relaunch verantwortlich begleitet (Heftstruktur, Umsetzungsideen, modernere, plastischere Aufarbeitung von Themen). Unter anderem leitet sie Seminare zum Thema Konzeption und Gestaltung von Magazinen an der Werbe Design Akademie Innsbruck.
Hier zwei ihrer Seminarangebote:
Kreatives Schreiben für Redakteurinnen und Redakteure
Raus aus der Schreibroutine, raus aus den Sprachfallen, raus aus ChatGPT! Schreibübungen und Schreibspiele des Kreativen Schreibens bieten neue, ungewohnte Zugänge zu Sprache, Wortgebrauch und der täglichen Herausforderung des Schreibens. Ihre Texte jeglicher Art werden griffiger und zielführender – vom Artikel bis zur Kurzmeldungen, von der Headline bis zur Bildunterschrift.
Storytelling – die Kraft der Geschichten
Von Geschichten und Gesichtern
Storytelling ist in aller Munde. Doch wie funktioniert das Geschichten-Erzählen für Magazine und Online-Formate wirklich? Der Workshop gibt einen Überblick über das Thema – von der alten Kunst des Erzählens und ihren Tricks über die Ideenfindung bis hin zur konkreten Umsetzung im Schreiballtag. Zahlreiche Übungen führen durch den abwechslungsreichen Workshop.
Auf Wunsch begleitet Katharina Reitan Ihren (CP-) Magazin Relaunch beratend aus journalistischer Perspektive.
Information:
– Die Seminare können in Präsenz, in-House oder online durchgeführt werden.
– Die Seminarinhalte werden individuell abgestimmt.
Kontakt:
katharinareitan@gmail.com
www.katharinaschreibt.at (in Arbeit)
Leseforschung – Gut lesbar, schlecht lesbar
Blattkritik – Bewertungskriterien
Bei einer Blattkritik spielen die Bewertungskriterien eine große Rolle. Wir beziehen und bei der Beurteilung einer Publikation in Print oder Online auf Ergebnisse der Lesbarkeitsforschung. Sie sollten in der Medienbranche bekannt sein, denn es gibt viele Fachbücher über Typografie, in denen auch Ergebnisse der Lesefoschung vorgestellt werden. Trotzdem wird gegen viele Grundregeln verstoßen. Hier sind ein paar Regeln aufgelistet:
– Groß- und Kleinschreibung ist besser lesbar als Text in Großbuchstaben.
– Die optimale Spaltenbreite liegt bei ca. 90 mm. Extrem breite oder extrem schmale Texte sind nicht gut lesbar, weil man vom Ende der Zeile schlecht zum Beginn der neuen Zeile findet.
– Flattersatz linksbündig ist gut, Flattersatz rechtsbündig sollte man vermeiden, weil der Textbeginn links unklar ist.
– Negative Schrift vermeiden, weil weiße Schrift auf dunklem Grund nicht gerne gelesen wird.
– Bildtexte unter das Bild stellen. Bildtexte nicht sammeln, weil sonst die Zuordnung von Bildern zu Bildtexten für die Leser ein Ratespiel wird.
Eyetracking Zeitung
Eyetracking Zeitung
Mit einer Blickaufzeichnungs-Kamera wurde untersucht, wie Zeitung gelesen wird. Dazu wurde eine Nullnummer mit Echttext erstellt und mit 20 Personen in Bonn getestet. Die erste Abbildung zeigt immer die Testseite, die zweite die Auswertung. In der Auswertung kann man sehen, welche Bilder oder Texte wie gelesen wurden. Je dunkler die Markierung ist, desto höher die Nutzung. Ein paar Ergebnisse:
– Bilder bekommen oft sehr hohe Nutzungswerte. Große Bilder werden immer zuerst angeschaut. Es liegt in der Natur des Menschen, dass er Abbildungen vor Text wahrnimmt.
– Große Bilder große Beachtung, kleine Bilder kleine Beachtung.
– Die größte Überschrift auf einer Seite hat hohe Nutzungswerte, kleine Meldungen an der Seite bekommen deutlich weniger Beachtung.
– Der Leser ist eher an den Inhalten interessiert und weniger an der Navigation. Der Blick wird direkt auf die Bilder und Artikel auf einer Seite gezogen. Der Seitentitel ist zweitrangig. Man muss Seitentitel daher auch nicht riesengroß machen. Seitentitel werden nur gelesen, wenn der Leser wissen möchte, wo er sich innerhalb der Zeitung befindet.
Alle Ergebnisse sind in dem Buch Zeitungsdesign und Leseforschung ausführlich dargestellt. Hier geht es zum Bookstore.
Eyetracking Zeitschrift
Eyetracking Zeitschrift
Mit einer Blickaufzeichnungs-Kamera wurde untersucht, wie eine Zeitschrift gelesen wird. Dazu wurde eine Nullnummer mit Echttext erstellt und mit 20 Personen in Düsseldorf getestet. Die erste Abbildung zeigt immer die Testseite, die zweite die Auswertung. In der Auswertung kann man sehen, welche Bilder oder Texte wie gelesen wurden. Je dunkler die Markierung ist, desto höher die Nutzung. Ein paar Ergebnisse:
– Bilder erhalten sehr hohe Beachtung, meist zwischen 80 und 100 Prozent.
– Große Überschrift große Beachtung, kleine Überschrift, kleine Beachtung.
– 45 Prozent der Testpersonen haben mit dem Lesen eines längeren Artikels begonnen, aber das Interesse brach gegen Ende mehr und mehr ab. Keiner der Testleser hat den hier gezeigten Artikel bis zum Ende gelesen. Die weiße Fläche zeigt – da war kein Nutzer. Der Name Illustrierte, der auch für Zeitschriften benutzt wird, betont ja den visuellen Anteil, der auf Kosten des Textes geht.
Blattkritik – Beispiel Brigitte
Wir zeigen hier, wie eine Blattkritik aussieht. Diese ist im Rahmen der Serie “Layouttipp” entstanden. Blattkritiken für Kunden haben meist 50 bis 80 Seiten Umfang.
Layouttipp Brigitte
Im Jahr 2002 hatte Brigitte eine verkaufte Auflage von 863.435 Exemplaren (IVW 1/2002), im Jahr 2022 waren es noch 263.366 (IVW 1/2022). Das ist ein Rückgang um 69,61 Prozent. Man tut also gut daran, öfter mal durch eine Neugestaltung oder andere Aktionen auf sich aufmerksam zu machen, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Andere Zeitschriften haben ähnlich rückläufige Auflagen, wie zum Beispiel Elle: Verkaufte Auflage 1/2002: 215.499, 1/2022: 88.128. Das entspricht einem Rückgang von 59,11 Prozent.
Gesamt-Eindruck
Brigitte im neuen Layout greift aktuelle Typografie-Trends auf. Sie wirkt deutlich verjüngt, ohne die Gesamt-Anmutung all zu sehr zu verändern. Diese Neugestaltung zeigt sehr schön die Zwickmühle, in der viele Zeitschriften stecken: Einerseits viele zufriedene Leser:innen, andererseits Auflagenrückgang und somit der Zwang, neue und jüngere Leserschichten zu erschließen.
Insgesamt: Wirklich neu oder innovativ ist Brigitte nicht geworden. Aber man will ja auch die 263.366 Käufer:innen nicht vergraulen, die bisher so zufrieden waren, dass sie das Heft gekauft haben. Man wird die Auflagenverluste hoffentlich abmildern können.
Titelseiten Ausgabe 2/2022 und 10/2022
- + Logo alt: Die fette klassizistische Antiqua kommt voll zur Geltung, denn der Schriftzug wird über die volle Breite der Seite geführt. Ärgerlich nur, dass der i-Punkt oben abgeschnitten wird. Sehr gut ist auch, dass das Logo in Groß- und Kleinschreibung gesetzt wurde. Viele andere Mode-Magazine haben Logos aus statisch wirkenden Versalien.
- + Fotografie: Dass das Model das Logo teilweise abdeckt, ist bei Modezeitschriften üblich. Es entsteht ein dreidimensionaler Effekt. Die Person scheint vor dem Logo zu stehen. Dass hier das Model komplett abgebildet wird, ist auch eher selten. Normalerweise wird näher ans Gesicht herangezoomt.
- – Typografie: Diese Titelseite zeigt einen früheren Trend, denn alle Überschriften sind in Großbuchstaben gesetzt. Nur die Unterzeilen sind in Groß- und Kleinschreibung. Großschreibung war vor einigen Jahren ein absolutes Muss bei Zeitschriften. Möglich, dass man durch die blockartige Struktur der Überschriften größere Klarheit erzielen wollte. Gut lesbar sind Texte in Großbuchstaben allerdings nicht.
- + Logo neu: Das neue Logo ist etwas weicher, es wirkt weniger edel als das alte Logo. Beim alten Logo konnte man eher schwere Pelzmäntel im Innern erwarten, beim neuen funktioniert aktuelle Mode sehr gut. Insgesamt eine Weiterentwicklung, ohne dass die Leser:innen sich groß aufregen könnten. Der Hinweis „Jetzt neu!“ muss irgendwo hin und der Kreis wird schon woanders eingesetzt. Natürlich ist die senkrechte Platzierung nicht gut lesbar.
- + Typografie: Die Groß- und Kleinschreibung ist im Zeitschriften-Bereich innovativ, denn viele sind noch in der Phase der Großschreibung.
- +– Hierarchie: Die kleineren Überschriften sind nun so klein, dass man sie kaum noch wahrnimmt. Im Prinzip konzentriert man sich damit auf das Aufmacherbild und dia Haupt-Überschrift. Man muss die Titelseite nicht mit Überschriften zupflastern.
Innenseiten Ausgabe 10/2022
- – Seitentitel: „FA SHI ON“ – Worttrennung auf keinen Fall nach Duden! Es muss ungewöhnlich sein. Dieser Stil ist nicht exklusiv für Brigitte. Er ist auch auf Postern und Buchcovern zu beobachten. Nein, man muss diesem Trend nicht folgen, weil das Ergebnis nicht funktional ist.
- +– Überschriften: Die Überschrift ist leicht gesperrt und ragt etwas in ein Bild hinein. Den Trend kann man seit ein paar Jahren beobachten, er hat aber die Modemagazine noch nicht voll erfasst. Brigitte ist hier Vorreiter. Ein Beispiel aus der Zeitungsbranche ist die TAZ.
- – Unterzeile: Bei allen Unterzeilen im Heft sind die Wortzwischenräume zu groß. Schlecht lesbar, weil man darüber stets stolpert.
- – Gliederung im Artikel: Die vorgestellten Kleidungsstücke haben senkrecht stehende Stichworte, die in Versalien und einer Outline gesetzt wurden. Alle drei Auszeichnungen sind für sich genommen schlecht lesbar, zusammen genommen extrem schlecht lesbar.
- + Farben: Es ist Frühling und die Farben entsprechen der Jahreszeit. Nur diese Coverstory ist in dieser Farbigkeit gehalten.
Weiteres Beispiel für Überschrift und Unterzeile
Leicht gesperrte Überschrift und Unterzeile mit zu großen Wortzwischenräumen. Man macht es absichtlich, um sich von anderen Zeitschriften optisch abzuheben.
Unterstreichungen: Stilmittel aus dem Web
Diese Art der Unterstreichungen und der lange Strich im Seitentitel sind Stilmittel aus dem Internet. Internet goes Print sozusagen.
Ressortstarts: Gaga-Trennungen
Wie schon erwähnt: Die Ressortstarts werden durch senkrechte Farbstreifen markiert. Unkonventionelle Worttrennungen sollen ein unverwechselbares Design erzeugen, sind aber insgesamt nicht funktional.
Modecover im Vergleich
Gemeinsam haben die Cover, dass die Logos meist in Versalien gesetzt und teilweise durch Abbildungen verdeckt werden. Brigitte fällt in diesem Umfeld positiv auf, weil das Logo in Groß- und Kleinschreibung gesetzt wird.
Dieser Artikel erschien am 12. Mai 2022 auf www.editorial-design.com.
Norbert Küpper
nkuepper@layouttipp.de
Blattkritik – Beispiel Absatzwirtschaft
Wir zeigen hier, wie eine Blattkritik aussieht. Diese ist im Rahmen der Serie “Layouttipp” entstanden. Blattkritiken für Kunden haben meist 50 bis 80 Seiten Umfang.
Layouttipp Absatzwirtschaft
Die Absatzwirtschaft wurde gerade komplett neugestaltet. Diese Fachzeitschrift wird herausgegeben von der Handelsblatt Media Group und dem Deutschen Marketing Verband. Die Zeitschrift erscheint 10 Mal jährlich und hat eine verkaufte Auflage von 17.235 Exemplaren (IVW 4/2021).
Gesamt-Eindruck
Bei der Absatzwirtschaft wird kein kleiner oder großer „Rebrush“ vorgenommen. Es geht hier um eine richtig große Neugestaltung. Soviel vorab: sie gelingt. Die erste neue Ausgabe ist am 11. März 2022 erschienen. Im Vergleich zu früheren Ausgaben ein gewaltiger Unterschied und ein großer Fortschritt.
Die erste Ausgabe im neuen Design ist dem Thema Barrierefreiheit gewidment. Und diese Ausgabe ist barrierefrei, denn man hat sämtliche Farbflächen und Negativtexte vermieden. Überschriften sind in Groß- und Kleinschreibung, einfach so. Keine Versalien, nichts zusammengequetscht, nichts breit gezogen. Einfach normal lesbar. Das Layout ist sehr aufgeräumt und sehr gut durchdacht. Dadurch ist die Lesbarkeit und Navigation sehr gut.
Natürlich sind ein paar Zeitgeist-Elemente enthalten, wie zum Beispiel völlig sinnfreie Initial-Buchstaben. Aber das macht man heute so. Da muss die Absatzwirtschaft durch. In ein paar Jahren erkennt dann wieder jemand, dass diese Initialen weg können. Aber das dauert eben seine Zeit. Manche Meldungen sind mittelachsig und damit etwas schlechter lesbar. Man muss ja auch was zur Layout-Kritik anbieten, das haben die Macher:innen vermutlich gedacht.
Logo: Die bisherige serifenlose Schrift auf schwarz-rotem Grund wird abgelöst durch eine serifenbetonte Schrift auf weißem Grund. Allein dadurch wird die Lesbarkeit stark verbessert. Die Trennung von Absatz und Wirtschaft erfolgt durch einen Wechsel von normaler zu leichter Schrift. In den Mediadaten kann man sehen, dass zum Logo noch eine grüne Unterstreichung gehört.
Schriften: Es werden zwei Schriften eingesetzt, nämlich die serifenlose Gotham und die serifenbetonte Lubalin Graph. Die Gotham wird nicht sehr oft eingesetzt, aber sie ist eine sehr gute Schrift, bei der der Schriftkünstler geschickt zwischen unverwechselbaren Buchstabenformen und guter Lesbarkeit changiert hat. Die Lubalin Graph war eigentlich völlig out, wie alle serifenbetonten Schriften. Die kommen aber gerade wieder, weil sie für jüngere Gestalter:innen neuartig aussehen.
Die Gotham wurde im Jahr 2000 von dem amerikanischen Schriftkünstler Tobias Frere-Jones entworfen. Neben der Gotham hat er zum Beispiel die Interstate entworfen, eine Schrift, die an die Typografie der Schilder amerikanischer Highways erinnert.
Die Lubalin Graph wurde 1974 von dem amerikanischen Schriftkünstler Herb Lubalin entworfen. Sie ist geometrisch angelegt und die Serifen haben die gleiche Stärke wie die Buchstaben selbst. In der Klassifikation der Schriften nach DIN 16518 gehört diese Schrift zur Gruppe der serifenbetonten Linear-Antiqua. Durch diese Beschreibung ist auch erklärt, warum sie eigentlich völlig out ist. Die Buchstaben wirken wie Bauklötzchen, aber bei der Absatzwirtschaft kommt sie sehr gut zur Geltung.
Insgesamt: Ein sehr guter Wurf, sehr konsequent. Das Thema Barrierefreiheit im Marketing ist schwierig zu visualisieren. Da wurde viel über die richtige Visualisierung nachgedacht und Redaktion und Layout haben eine sehr gute Ausgabe hinbekommen. Tolle Seitenlayouts, ein anspruchsvoller Start. Es macht Spaß, die Absatzwirtschaft zu lesen.
Titelseite
- + Logo: Das Logo wurde stark vereinfacht und wirkt nun technisch kühl. Die Unterscheidung von absatz und wirtschaft durch eine leichte Variation des Schriftschnitts ist sehr gut. Die Kleinschreibung ist vom alten Layout übernommen. Ein großer Fortschritt: Das Logo steht einfach schwarz auf weißem Grund. Sehr gut lesbar.
- + weitere Angaben: 03/22 ist die einzige weitere Angabe auf der Titelseite. Das Motto unter dem Logo „Zeitschrift für Marketing“ ist entfallen. Reduktion aufs Wesentliche. Der Einzelverkauf spielt bei der Absatzwirtschaft keine Rolle, denn es ist eine Abo-Zeitschrift. Darum gibt es keinen Barcode und Preisangaben.
- + Visualisierung: Das Thema dieser Ausgabe ist Barrierefreiheit im Marketing. Die Visualisierung erfolgt durch ein Labyrinth, in dem der Text versteckt ist. Ein gutes Rätsel, eine gute Visualisierung, denn genau so ratlos stehen Menschen mit Behinderung oft vor Drucksachen oder Websites. Die Auflösung folgt auf der folgenden Seite. Man hat also ein Doppelcover gewählt, das es in vier Ausführungen gibt. Es wird spannend sein, die Cover der nächsten Ausgaben zu sehen.
Weitere Cover
Auf Seite 3 wird das Cover-Rästel aufgelöst: „Für diese Ausgabe haben wir vier Cover gestaltet, gedruckt und randomisiert verschickt: Rot-Grün-Sehschwäche, Einfache Sprache, Dyslexie und Blindenschrift. Alle Designs stammen von der Agentur David + Martin.” Insgesamt eine gute Cover-Idee, denn das Thema der Ausgabe wird sehr gut visualisiert.
Innenseite
- +– Seitentitel: Da man sieht, dass es kleinere Artikel sind, ist ein Seitentitel nicht besonders wichtig. Er könnte auch komplett entfallen. Auf der rechten Seite steht „/wissenswert“. Links stehen die Quellenangaben von Fotos und die Quelle einer Online-Umfrage. Diese Hinweise stören jetzt nicht mehr auf der Seite selbst, sind aber oben auch nicht gut untergebracht. Besser: Foto-Quelle unten auf der Seite, Quelle einer Umfrage direkt zur Umfrage.
- + Bilder: Sie sind für eine kleinteilige Doppelseite relativ groß, passen aber damit sehr gut ins Gesamtlayout.
- + Hervorhebung links: Es wird ein Datum hervorgehoben, nämlich der Einsendeschluss für einen Wettbewerb. Gute Lösung, denn die Seite bekommt dadurch einen Schwerpunkt.
- – Mittelachse bei Meldungen: Die Einspalter links und rechts außen würde man besser linksbündig setzen, denn die Mittelachse ist immer schlechter lesbar. Der Schriftwechsel von Lubalin Graph zu Gotham ist zwar streng genommen richtig, besser wäre es aber, die kleinteiligen Seiten komplett in der Gotham zu setzen.
- – Hervorhebung rechts: 52 % werden hervorgehoben. Die Quellenangabe steht oben links im Seitentitel. Besser: Die Quelle gehört direkt zum Text, zum Beispiel klein darunter.
- + Freisteller: Gut gelöst, lockert die Seite auf. Der Text hätte etwas schmaler sein können und dafür dann vierzeilig.
- – Bildtext: Beim Bild rechts unten steht der Bildtext über dem Bild. Die Regel ist: Bildtext nie über dem Bild. Die Leser:innen erwarten nämlich den Bildtext unter dem Bild.
Story zum Thema Barrierefreiheit im stationären Handel
Der Start dieser Story ist sehr gut gelungen, denn es wird mit genügend Weißraum gearbeitet. Die Funktionalität ist gegeben, denn der Leseablauf über die Überschrift ist logisch. Der Initial-Buchstabe dagegen ist unnötig, er ist noch nicht mal ein dekoratives Element, weil die Schrift völlig frei von Dekor ist. Schönes Destail: Das Schloss an der Überschrift. Damit wird die Illustration rechts auf der linken Seite fortgeführt.
Startseite zum Thema Voice Commerce
Bei dieser Doppelseite wird auf Grundtext verzichtet. Die Visualisierung des Themas „Voice Commerce“ läuft von links nach rechts. Sehr gute Lösung.
Innenseite zum Thema Voice Commerce
Die Innenseite zu der Story ist dagegen nicht so gelungen, denn man nutzt nun den Text und das Seitenlayout, um das Thema „Voice Commerce” visuell zu präsentieren. Das Layout könnte auch dreispaltig sein und ohne die Mittelachse, die das Lesen erschwert.
Story zur Barrierefreiheit digitaler Events
Zur Visualisierung wird das Alphabet in Gebärdensprache benutzt. Sehr gute Idee, sehr gut umgesetzt.
Titelseite vor der Neugestaltung
Die Titelseite vor der Neugestaltung hat ein gutes Niveau. Das Thema der Ausgabe wird gut visualisiert.
Dieser Artikel erschien am 11. März 2022 auf www.editorial-design.com.
Norbert Küpper
nkuepper@layouttipp.de